Der Bär und die Nachtigall - Katherine Arden

Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses kostenlose Rezensionsexemplar.

Preis: 16,99 € (Broschierte Ausgabe) | 13,99 € (eBook)
Seitenanzahl: 432
Erscheinungsdatum: 14. Oktober 2019
Reihe: Winternacht-Trilogie I
Verlag: Heyne
Originaltitel: The Bear and the Nightingale


Beschreibung: In einem Dorf am Rande der Wildnis, weit im Norden Russlands, wo der Wind kalt bläst und der Schnee viele Monate des Jahres fällt, erzählt die alte Dienerin Dunja den Kindern des Grundbesitzers Pjotr Wladimirowitsch Geschichten über Zauberei, Folklore und den Winterkönig mit den frostblauen Augen. Verbotene Geschichten über eine uralte Magie. Doch für die junge, wilde Wasja sind dies weit mehr als Märchen. Sie allein kann die Geister sehen, die ihr Zuhause beschützen. Und sie allein spürt, dass sich in den Wäldern eine dunkle Magie erhebt ...

Meine Meinung:

Märchenhaft, düster, erwachsen und packend - so würde ich Der Bär und die Nachtigall in wenigen Worten zusammenfassen, und vor allem: ganz anders, als ich es erwartet hätte. 
Unsere Protagonistin Wasja begleiten wir im verschneiten Russland zur Zeiten der Missionierung, also der Ausbreitung der russisch-orthodoxen Kirche, was noch eine große Rolle im Buch spielen wird. Was hätte ich erwartet? Eine märchenhafte Geschichte definitiv, aber viel simpler, vielleicht schon fast naiver erzählt, da Wasja in diesem Teil gerade mal 14 Jahre alt ist. Aber falsch gedacht, der Roman, der sich vom Genre nicht genau festmachen lässt, sich aber irgendwo zwischen Magischem Realismus oder Urban Fantasy und einem historischen Roman bewegt, ist viel ergreifender und realistischer, da er sich auf symbolische Weise mit Themen auseinandersetzt, die im historischen Russland durchaus eine große Rolle gespielt haben müssen. Game of Thrones-Fans werden hier ebenso auf ihre Kosten kommen wie Liebhaber düsterer Märchen. 
Auf der Hinterseite des Buches ist ein Zitat abgedruckt, das es sehr gut auf dem Punkt bringt, indem es sagt, dass im Buch "Geschichte und Legende nebeneinander existieren". Und das stimmt: Katherine Arden verwebt die volkstümlichen russischen Sagen, die vor der Missionierung eine große Rolle spielten, mit tatsächlichen historischen Fakten und Personen, und verweist in ihrer magischen Erzählung, wie Kirche und Mythos zur damaligen Zeit aufeinander wirkten, und was dies mit der Gesellschaft und der Beziehung zu ihrer Heimat machte. Durch Wasjas Augen lernen wir die Geisterwelt Russlands kennen, angefangen vom Domowoj, der das Haus beschützt, bis hin zu Wald- und Flussgeistern, die den Kreislauf der Natur aufrechterhalten.
Auf mich - leider kein ausgezeichneter Kenner der russischen Geschichte, jedoch großer Interessent - wirkte diese Auseinandersetzung wie auch die allgemeinen gesellschaftlichen Sitten sehr überzeugend und aussprechend gut recherchiert, worauf Arden in ihrer Nachbemerkung auch noch einmal eingeht. des Weiteren ist im Buch auch ein Glossar beigelegt, in dem man nochmal alle Besonderheiten nachlesen kann.
Neben diesen Hauptthemen beschäftigt sich die Geschichte unter anderem auch mit Familie, Mut, Selbstlosigkeit, der Bindung zur Natur und einem Anderssein, das einen von anderen Menschen abhebt. Arden trumpft mit gefühlvollen und lebensechten Figuren, ausgezeichneten und atmosphärischen Beschreibungen der Landschaften und einer - wie schon erwähnt - überzeugend authentischen Rekonstruierung der damaligen Lebensumstände. Ich habe das Buch sehr geliebt und kann es allen ans Herz legen. 



 5 von 5 Sternen
                                                                                                

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