Jetzt ist alles, was wir haben - Amy Giles


Vielen Dank an den cbj Verlag für dieses kostenlose Rezensionsexemplar! ♥ 

Preis: 17,00 € (Gebundene Ausgabe) | 13,99 € (eBook)
Seitenanzahl: 400
Erscheinungsdatum: 15. Oktober 2018
Verlag: cbj
Originaltitel: Now Is Everything

Beschreibung: 
Sei die Beste. Und wenn nötig, sei unsichtbar.
Mit diesem Credo hat Hadley McCauley in ihrer Familie gelernt zu überleben. Perfekte Schülerin, perfekte Sportlerin, perfekte Tochter: Nur so kann sie ihren Vater bei Laune halten. Denn hinter der makellosen Fassade der McCauleys verbirgt sich ein hässliches Geheimnis. Um ihre kleine Schwester Lila vor dem unberechenbaren Vater zu schützen, tut Hadley alles. Doch dann tritt Charlie Simmons in ihr Leben und zwischen den beiden entwickelt sich eine verzweifelt-intensive Beziehung. Unterdessen eskaliert daheim die Gewalt, und Hadleys Strategie, nichts preiszugeben, greift nicht mehr. Doch auch als es zur Katastrophe kommt, schweigt sie ...


Meine Meinung:
Ich. Bin. Sprachlos. 
Dieses Buch hatte alles, was ich liebe und so viel mehr. Innerhalb von nur zweieinhalb Tagen habe ich diese vierhundert Seiten regelrecht in mich aufgesaugt, und jedes einzelne Wort hallt jetzt noch in mir nach. Und ganz ehrlich, gerade weil ich es so grandios fand, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll ... 

"Genau aus diesem Grund hasse ich Partys. Je mehr Leute um mich herum sind, desto einsamer fühle ich mich." (S. 29)

Vielleicht starte ich mal damit, dass die Geschichte selbst ganz anders war, als ich es gedacht hätte. Dies ist definitiv keine zarte, süße Young-Adult-Lovestory. Ganz und gar nicht. Wer dieses Buch lesen möchte, der sollte starke Nerven beweisen und vor allem dranbleiben. Ich persönlich habe das ganze Buch in drei Sitzungen gelesen, aber nach meiner ersten habe ich den halben Tag gezielt nicht mehr danach gegriffen, weil die Grundstimmung des Buches so angespannt und teilweise bedrückend ist, dass es einen sehr runterziehen kann. Dies aber keinesfalls in einer negativen Weise - viel mehr regt es zum Nachdenken und Grübeln an, was die Thematik definitiv auch benötigt. Was diese angeht, möchte ich eigentlich nicht mehr verraten, als der Klappentext hergibt, denn dieser lässt einen mit genau dem richtigen Maß Vorahnung an die Geschichte herangehen. Für alle Fälle werde ich euch aber mal gaaanz unten, unter dem letzten Bild ein paar Triggerwarnungen auflisten. Ich persönlich bin kein Fan, wenn man diese einfach heraushaut, ohne dass der Zuhörer sich darauf gefasst machen kann. Immerhin sind sie in gewisser Art und Weise ein Spoiler. Aber wenn es euch interessiert, dann scrollt einfach einmal nach ganz unten. 
Was ich aber spoilerfrei dazu sagen kann, ist, dass die Thematik großartig, sehr glaubhaft und vor allem facettenreich umgesetzt wurde. Was ich bei solch ernsten Themen am schlimmsten finde, ist Einseitigkeit in ihrer Repräsentation und Darstellung, aber die gibt es hier keinesfalls! 
Ganz anders vorgestellt habe ich mir auch den Aufbau der Erzählweise. Ich dachte, wir verfolgen die Geschichte regelmäßig und chronologisch geordnet, wie sie eben normal ablaufen würde. Stattdessen steigen wir im ersten Kapitel sofort ein als Hadley als einzige Überlebende von einem Flugzeugabsturz gerettet wird. Auf dieses Kapitel folgt plötzlich eine Rückblende ins "Damals", und so verfolgen wir stetig die Geschichte, die immer zwischen der Vergangenheit, dem "Jetzt" und den Untersuchungen des Absturzes eines Ermittlers switcht, der aufdeckt, wie es zu diesem kommen konnte, denn ein technisches Versagen war es nicht ...

"Komisch, oder? Selbst wenn etwas vorbei ist, kann es noch wehtun. In unserem Gefühl bleibt es anwesend." (S. 380)

Gleichermaßen aus den Socken gehauen, hat mich der packende und ergreifende Schreibstil der Autorin. In meinen Augen hat dieser ganz viel Persönlichkeit und Aussagekraft. Besonders erfreut hat mich zu sehen, wer die Übersetzerin dieser Geschichte war: Isabel Abedi - eine meiner allerliebsten Lieblingsautorinnen auf der ganzen Welt. Ich liebe ihre Bücher, daher war es im Nachhinein kein Wunder, dass ich auch dieses lieben werde, an dem sie mitgewirkt hat. 

Ans Herz gewachsen sind mir auch ganz, ganz viele Charaktere der Geschichte. Insgesamt kann man aber auch nur sagen, dass alle Figuren einmalig gezeichnet und authentisch schraffiert worden sind. Auch bei Figuren, die man nicht mochte, wusste man, warum sie so sind oder viel mehr, was sie dazu gemacht hat. Und die Charaktere, die man aber mochte, haben mir das Herz aus der Brust rausgerissen. Mich konnte die Autorin hier völlig abholen. Angefangen bei Hadleys zwei wichtigsten Familienmitgliedern, ihrer kleinen, verrückten Schwester Lila und ihrer liebevollen Grandma, ist mir immer ganz warm ums Herz geworden. Aber auch ihre Freunde hätte ich durchgängig knuddeln können - was für eine tolle Clique! 
Aber ganz besonders angetan hat es mir Charlie. Was ich an der Liebesgeschichte im Buch nicht erwartet hätte, ist, dass nicht nicht vollkommen im Fokus steht. Dadurch erlebt man weniger zentral, wie Gefühle aufkeimen und entflammen. Ich kann also verstehen, wenn Leute damit nicht unbedingt klargekommen sind oder davon mehr erwartet hatten. Ich persönlich muss aber sagen, dass es für mich genau den richtigen Umfang hatte, um die Vertrautheit der beiden am eigenen Leibe zu spüren. 
Und das Beste kommt zum Schluss: Hadley. Sie war eine großartige Protagonistin. Sie hat authentisch gehandelt und wirkte einfach so echt. An sich ist sie ein sehr verschlossener und kontrollierter Typ, aber in ihrer Gedankenwelt geht es drunter und drüber. Es war wahnsinnig spannend, sie zu begleiten! 

Die Krönung des Ganzen ist dann noch das Cover. Hut ab an den Designer, dieser Punkt geht definitiv an dich. Es hat das englische Original um Längen übertroffen, und wird sich definitiv einen Ehrenplatz in meinem Regal verdienen. Die Farben, der Bezug zur Geschichte ... alles passt und ich liebe es! (Tatsächlich habe ich das Buch aus jedem nur möglichen Winkel fotografiert und konnte mich einfach nicht entscheiden, welches Bild ich nun schlussendlich nehme.  Was für ein Struggle man mit solch schönen Covern auf sich nimmt!)

"Wie jeder Muskel, der eine Weile nicht benutzt worden ist, tut mir das Herz zunächst weh." (S. 379)

Fazit:
Ein absolutes Jahreshighlight. Ich kann es allen empfehlen, die auch gern mal zu sehr schweren Geschichten mit der richtigen Tiefe greifen. 

5+ von 5 Sternen
                                                                                                


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Triggerwarnungen: häusliche Gewalt, Missbrauch, Selbstmord

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