Wayward - Blake Crouch
Vielen Dank an den Goldmann Verlag für dieses kostenlose Rezensionsexemplar.
Seitenanzahl: 464
Erscheinungsdatum: 21. Oktober 2019
Reihe: Wayward Pines II
Verlag: Goldmann
Originaltitel: Wayward
Rezension zu:
Nachdem ich den ersten Teil der Wayward Pines-Reihe zwar mit größter Freude und zitternder Anspannung, dennoch aber einem nicht wirklich herausstechenden oder erleuchtenden Erkenntnisgewinn, verschlungen habe, bin ich eher mit Vorsicht und - ich gestehe - Missmut an den zweiten Teil der Reihe gegangen. Und das völlig zu Unrecht!
Ich hatte Angst, dass ich erneut ‚nur‘ einen Spannungsroman vor mir liegen habe, in dem zwar ein guter Ansatz steckt, dieser mich aber nicht vollends überzeugen kann, da zu wenig Querdenken und kaum philosophische Überlegung vorhanden ist. Aber, wie schon angedeutet, diese Ängste waren völlig unbegründet! Nachdem der erste Band der Reihe das große Mysterium um die geheimnisvolle und ominöse Stadt Wayward Pines gelüftet hat, findet sich in der Fortsetzung ein geniales Gedankenreichtum über die Folgen, die diese Umstände mit sich bringen. Das Gedankenexperiment, das Blake Crouch hier literarisch zum Leben erweckt, wirft viele Fragen auf, die dem Leser auch sehr offen überlassen werden, sodass sich dieser seine eigenen Überlegungen zu dem Thema machen kann. Unter anderem behandelt der Roman tiefsinnige Problematiken, die mich häufig an psychoanalytische Ansätze aus Orwells 1984 haben denken lassen. Dabei geht es um Gedanken-, Meinungs-, Willens- und Handlungsfreiheit, um Hoffnung, die sich in der Wahrheit gründet oder auf der Lüge aufbaut, um Kunst und ihren Ursprung und Nutzen, und vieles mehr.
Dennoch, und dies liegt wahrscheinlich an der Kürze des Romans, ist Blake Crouch zwar ein Meister der Atmosphäre aber eher nicht der Figureninszenierung oder Charakterentwicklung. Dies kann subjektiv begründet sein, aber zumindest mein zutiefst emphatisches Wesen sucht Figuren, mit denen ich fühlen, lachen, weinen und fiebern kann, und diese hält der Autor noch nicht bereit. Der Roman ist größtenteils plotgelenkt und konzentriert sich somit kaum auf die Figuren, die eher prototypisch eingesetzt werden. Ein exzellenter Roman kommt für mich aber nur mit der perfekten Mischung aus Handlung, Figuren und Gedankenansätzen daher - der erste Band hatte die Handlung, der zweite nun die tiefsinnigen Gedanken, wenn der dritte Band nun auch noch die eindrückliche Charakterisierung der Figuren bereithält, bin ich rundum glücklich!
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