Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis heute: Gedichte und Lebensläufe - Gisela Brinker-Gabler

 Vielen Dank an den Anaconda Verlag für dieses kostenlose Rezensionsexemplar.


Preis: 7,95 € (Gebundene Ausgabe)
Seitenanzahl: 512
Erscheinungsdatum: 28. September 2020
Verlag: Anaconda

Beschreibung: 
Längst ist diese einzigartige Sammlung deutschsprachiger Lyrik von Frauen zum Standardwerk geworden. Gedacht ist sie nicht als Kanon, sondern als kenntnisreiche Darstellung des dichterischen Vermögens und als Entwicklungsgeschichte weiblicher Selbstbehauptung. Für die erweiterte Neuausgabe hat die Herausgeberin ihre Anthologie um die literarischen Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte ergänzt und die Begleittexte neu überarbeitet. In chronologischer Folge reichen die Gedichte vom »Lebensbericht« der Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg bis zu Texten von Karin Kiwus, Zehra Çırak und Nora Gomringer.

Meine Meinung:

Man sollte mal ein paar Germanistikstudenten vor die direkte Frage stellen, wieviele deutsche Dichterinnen sie doch kennen. Nur kennen - sie müssen keine Werke nennen, nichts zitieren oder sonstiges. Allein die Namen würden reichen, und dennoch ... kaum einer wird über fünf, sechs oder sieben Namen hinauskommen, das verspreche ich. Und warum ich mir dem so sicher bin? Ich studiere selbst die deutschen Literaturwissenschaften und bin um kein Müh besser! Obwohl ich schon häufig die Erfahrung gemacht habe, dass mich Werke von weiblichen Autoren, gerade in der heutigen Gegenwartsliteratur, häufig immenser ansprechen können, bin ich noch immer ein Laie, was die weibliche Prosa und Dichtung der vergangenen Jahrhunderte, vor allem im deutschen Raum, angeht. In meinen Regalen versammeln sich einige Werke von Karoline von Günderrode, Annette von Droste-Hülshoff, Ricarda Huch, Hannah Arendt, die ja neben der Philosophie auch dichtete, Ingeborg Bachmann, Ulla Hahn und Christa Wolf. Und damit neigt sich meine Sammlung an deutschen Autorinnen der Literaturgeschichte einem Ende zu. Das ist traurig, aber wahr. Doch ich habe eine gute Rechtfertigung, oder Ausrede könnte man es auch nennen ... Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, über Schriftstellerinnen aus den vergangenen Jahrhunderten zu recherchieren oder gar an deren Werke heranzukommen - es sei denn, man greift zu einem schönen Büchlein wie diesem hier. 

Die Sammlung der deutschen Dichterinnen überzeugt durch eine enorme Fülle. Von über siebzig vorgeschlagenen Namen waren mir selbst nicht mal zehn bekannt, und das obwohl ich mich in der Vergangenheit damit gebrüstet habe, zu dem Thema recherchiert zu haben ... Somit kann man dem Buch wirklich zugestehen, dass es einen großartigen und vielseitigen Überblick über die einzelnen Epochen und Jahrhunderte gibt, der für jeden Leser viele neue Entdeckungen bereithält!
Auch zu den historischen Umständen kann man als Leser mit diesem Buch riesige Wissenslücken füllen. Allein die Vorbemerkung und Einleitung der Herausgeberin decken umfassende Wissensgebiete ab, die man in der Eigenrecherche wahrscheinlich niemals derart hätte greifen können. Gut gefallen haben mir ebenso die Ausführungen der Biographien, die sich davon distanzieren, in irgendeiner Weise emotional und mitleidig über die teilweise schweren Schicksale zu werten. Vielmehr sind sie pointiert und stellen die wichtigsten Lebensdaten bereit, die dem Leser einen guten Überblick verschaffen, den er in weiterer Eigenrecherche vertiefen kann, wenn er das möchte.
Auch visuell ist dieses Büchlein äußerst ansprechend. So zieren die Texte häufig mehrere Schwarzweißfotos, die entweder Portraits oder Bilder damaliger Buchauflagen zeigen. 

Insgesamt kann ich allen Interessierten diese Neuauflage vollsten Herzens empfehlen. Sie verspricht viele, viele ergreifende Stunden und große Entdeckungen neuer Lieblinge!
                                                                                                

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